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KI und die Kunst zwischen den Zeilen

Updated: Nov 15, 2024


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Kunst und Natur – der Gegensatz kommt kaum ohne den Menschen aus. Er läuft in jedem von uns zusammen, wenn wir – so Cicero – „mit unseren Händen in dieser Natur gleichsam eine zweite – künstliche – Natur erschaffen“.


Jetzt also die künstliche Intelligenz und wieder die Frage, ob Gegensatz oder Kombipaket. Ist der intelligente Mensch plus die künstliche Intelligenz nicht der bessere? Die ersten Forschungstreibenden haben sich zumindest schon für das Kombipaket ausgesprochen.

Aber bleibt der mit dieser doppelten Intelligenz ausgestattete Mensch auch wirklich unschlagbar oder wird ihn bald die KI besiegen? Dann bestünde für ihn die Gefahr, nur noch ein Schattendasein zu fristen, sich an Fakten festzuhalten, die längst umgeschrieben wurden.


Oder er gewinnt und macht sich die KI zum Ghostwriter, während er nur noch kurz die Fakten checkt. Die Prognosen sind noch uneindeutig. Nur eines steht jedenfalls fest: Es wird auch diesmal der Beweis gefordert, wer der Beste bzw. die Beste ist: der intelligente Mensch oder die künstliche Intelligenz.


Noch hängt die Messlatte am WAS. Denn was ist schlimmer, als nicht mehr zu wissen, ob die Lüge Fakt oder Fiktion ist? Zwischen Realität und Fantasy liegt schon das Fantastische, das zweideutig Unzuverlässige. Es hängt sich am WIE auf und macht uns furchtbar kunstvoll zu einer skeptischen, ironischen Natur. Es soll doch die Technik her, hartes Kunsthandwerk, wenn wir es mit Fakten zu tun haben.


Die Kunst, das Sprechhandwerk vom Natürlichen zu trennen, ging aber schon in der Antike schief. Die Information blieb in ihrer Form, die Frage, ob zuerst die Sprache oder die Idee ein Henne-Ei-Problem. Und jetzt braucht es Informationskompetenz, um alles wieder aufzudröseln. Auch harte Fakten stehen mit Zeilenabstand im Text. Zwischen ihnen die weichen Übergänge von Schwarz zu Weiß.


Kommt das WIE ins Spiel, wird der Zweikampf schon spannender. Längst hat sich die KI erhoben zur Texterin mit Niveau, das es literarisch mit ihren Trainerinnen, den eingespeisten Texten von Shakespeare und Co. aufnehmen kann.


Eines steht für mich schon mal fest: Wenn die KI irgendwann schreibt wie eine neue Avantgarde unserer Zeit, überlasse ich ihr mit Freuden das Feld. Bereitwillig werde ich dann zum intelligenten Schreibassistenten, der ihr kleine Stichworthäppchen reicht und ihr bewundernd nachsieht, wie sie ihre einzigartige Spur durch den Text legt. Akribisch werden ich ihr zwischen den Zeilen folgen, um Bruchteile ihres geheimnisvollen Wesens zu erhaschen.

 
 
 

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